Etapak – cil neznamy 2022
auf der Suche nach einer normalen Welt

Wenn man aufwacht und es keinen einzigen Muskel gibt, den man nicht spürt weiß man – es war wieder „Etapak – cil neznamy“ – das einzige und einzigartige Crossroller Etappen Rennen in Tschechien.

„cil neznamy“ heißt „Ziel unbekannt“ und tatsächlich bekommen die Teilnehmer Informationen zur Strecke erst wenige Tage vor dem Start. Die Organisation entschied sich in der zweiten Ausgabe der Veranstaltung dem Gebiet Südböhmen – an der Grenze zum österreichischen Waldviertel – einen Besuch abzustatten.

Tretrollerfahrer sind im deutschsprachigen Raum  generell Exoten – aber seinen Roller mit ins Gelände zu nehmen fällt dann wirklich nur mehr ganz ganz wenigen ein. Die Startplätze beim Etapak  sind aber umkämpft und limitiert und rund 45 Sportler stellten sich heuer der Herausforderung – und eigentlich muss man das Wort in Großbuchstaben schreiben: H E R A U S F O R D E R U N G !

Donnerstag

Am Donnerstagabend begann das sportliche Ringen mit einem rund 8km langen, recht flachen Prolog. Schon diese kurze Runde durch die Landschaft mit vielen Teichen machte Freude auf mehr – und trotz der überschaubaren Länge ergaben sich deutliche Zeitabstände.
Ein ganz wichtiger Aspekt der Veranstaltung ist die soziale Komponente und so freuten sich alle auf das Wiedersehen und ziemlich viele Tretrollerfahrer sind begabte Musiker – also schon die erste Nacht war für viele kurz.

Freitag

Am Freitag früh wurde das Gepäck verladen und die erste richtige Etappe wurde gestartet – 63km Richtung Südosten und ab Kilometer 40 steil bergauf – in Summe über 1000 Höhenmeter. Über manche Abschnitte musste der Roller sowohl bergauf als auch bergab getragen werden. Nach einem gpx-File muss jeder Teilnehmer selbst die richtige Trasse finden und das würfelt das Feld manchmal durcheinander. Zu leicht fühlt man sich verleitet dem Vordermann zu folgen, auch wenn dieser vielleicht gerade einen Topfen fährt. Die Veranstalter bemühen sich die Stecke abseits der Zivilisation zu führen und oftmals ist es schwer überhaupt einen Weg zu erkennen.
Erschöpft widmeten sich die Sportler am Abend den verschiedenen mehr oder weniger regenerativen Flüssigkeiten bei einem großen Lagerfeuer.
Ladislav Bartunek, diesmal selbst im Starterfeld, half vielen Ihre technischen Probleme zu beheben und die Tretroller noch etwas einzustellen.

Samstag

Am Samstag ging es auf die Königsetappe – ein Rundkurs über fast 70 Kilometer und einen Tick mehr als 2000 Höhenmeter. Gezielt führte die Strecke immer im rechten Winkel zu den Höhenschichtlinien – und fast schon traditionell gab es eine Bachquerung – diesmal durch den Fluss Malše. Bergauf kann man nicht alle Steigungen kicken und so gibt es auf einem solchen Profil auch einen hohen Schiebeanteil und wenn man auf einem Gipfel kommt, muss man auch wieder runter – manchmal muss dabei  der Roller getragen werden – aber sonst gilt es keine Sekunde zu verlieren. Honza Vlašek – Mastermind der Veranstaltung – betont immer, dass es bergab keinen Rennen ist – das hat sich aber nicht wirklich durchgesetzt. Manche Mitstreiter scheinen überhaupt eine eigene Physik gepachtet zu haben. Die Strecke war sehr selektiv und die Zeitabstände waren am Ende des Tages beträchtlich. Die Walpurgisnacht inspirierte uns, ein noch größeres Feuer zu machen!

Sonntag

Am Sonntag führte die Strecke zuerst auf den höchsten Punkt, um dann tendenziell abfallend zum Ausgangspunkt der Tour zurückzuführen. Die potenzielle Energie, die wir am ersten Tag angesammelt haben wurde in einen schnellen finalen Abschnitt umgewandelt – 57,6km mit 776 Höhenmeter Aufstieg – bei 1070 Höhenmeter Abstieg. Nach einem sehr anspruchsvollen Beginn im Gelände erhöhte sich der Asphaltanteil je näher wir uns dem Ziel annäherten.

Rennverlauf
Den Rennverlauf dominierte heuer Jan Pavel, der alle Etappen gewann und damit in einer Zeit von 12:31 Gesamtsieger wurde. Wie letztes Jahr wurde Karel Cvalin mit zehn Minuten Rückstand Zweiter und Honza Bouda mit einem Rückstand von 1:09 Dritter. In der Klasse ab 50 wurde Vaclav Bořik Houška erster, der seit letztem Jahr sehr viel Erfahrung gesammelt hat und die gut umsetzen konnte.

Die Damenwertung ging auch heuer – wie im letzten Jahr ans Ausland – es gewann die Slowakin Michaela Rosová in einer Zeit von 18:17. Die Plätze gingen an Barbora Horsákova und Veronika Jiřičková. Die Wertung der Veteraninen ging wieder an Ditá Kosaková.
Um den Spaß noch zu vertiefen gibt es einen Wettbewerb der 2er Teams, den heuer Brndi kamarádi in der Besetzung von Jan Pavel und Vojtá Hruza vor PSP Kobra in der Besetzung Láďa Bartuněk und Karl Cvalín und Ivan Urban mit Václav Bořík Houška, die sich als Požitkáři an den Start stellten.

In so einem Rennen schreibt jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin seine eigene Geschichte – und jede ist großartig,  voller Adrenalin und Emotionen. Besonders inspirierend ist dabei Richard Štěpánek, der nach einem schweren Motorradunfall im Jahr 1999 seinen linken Arm verlor und sich seither besonderen Herausforderungen stellt: Nach verschiedenen Sportarten fährt er seit einiger Zeit Tretroller und hat das legendäre „1000miles“ Rennen bereits mehrfach absolviert. Im Gespräch fand er den Etapak im Schwierigkeitsgrad zu „1000miles“ sehr verdichtet und sieht sich als Motivator für andere.

Dank
Der Dank gebührt dem ganzen Organisationsteam, dass die Veranstaltung in dieser Qualität liebevoll vorbereitet und ermöglicht haben. Die Fotodokumentation stammt von Pavla Trojancová, Martin Brož, Honza Vlašek sowie einigen Teilnehmern.

Ausblick
Ich freue mich schon auf den „Etapak – cil neznamy 2023“. Sollte es jemanden Lust bekommen haben – es ist nötig sich rechtzeitig zu entscheiden – denn alle, die schon einmal einen  Etapak absolviert haben, haben Vorrang bei der Anmeldung – also bleiben schon rein rechnerisch nur mehr wenige Startplätze übrig.

Noch mehr Fotos und Eindrücke auf facebook. Ein Video folgt sicher bald.